Märchen Autoren: | A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Z |
Märchen Titel: | A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Z |
Märchen Themen: | A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Z |
Herr Scarpacifico - Italienische Märchen
Herr Scarpacifico
In Postema, einem Dorf in der Nähe der Stadt Imola, lebte einmal ein Mann,
Namens Scarpacifico, der war sehr reich, aber eben so karg und geizig. Er hatte
eine Haushälterin, mit Namen Nina, ein kluges, listiges Weib, die es mit jedem
Manne aufnehmen durfte. Da sie zugleich verständig und gewissenhaft ihr Amt
verwaltete, hielt sie ihr Herr sehr in Ehren.
Scarpacifico war in früheren Jahren einer der rüstigsten Burschen in
der ganzen Umgegend gewesen, seitdem er aber alt geworden, konnte er kaum noch
mit großer Anstrengung zu Fuße gehen, so dass ihm seine treue Dienerin beständig
zuredete, er möge sich doch ein Pferd kaufen; er verkürze sein Leben, wenn er in
solchem Alter seine Füße so sehr anstrenge. Endlich gab Herr Scarpacifico den
Bitten und überzeugenden Gründen seiner Haushälterin nach, und begab sich eines
Tages nach dem Markt, wo er ein Maultier gesehen hatte, welches ihm für sein
Bedürfnis grade geeignet schien. Er kaufte dasselbe um sieben Goldgulden.
Nun traf es sich, dass zu gleicher Zeit drei lustige Gesellen auf dem
Markt waren, die weit lieber von fremdem Gut lebten als von eigenem,
wie das auch heut zu Tage noch häufig der Fall ist. Kaum sahen sie,
dass Scarpacifico ein Maultier kaufe, so sprach der eine von ihnen zu
seinen Spießgesellen: „Kameraden, ich sage euch, dieses Maultier muss
unser werden."
„Wie soll das geschehen?“, fragten jene.
„Wir müssen, Einer von dem Andern eine ziemliche Strecke entfernt,
ihm auf der Straße begegnen, und dann muss Jeder von uns einzeln gegen
ihn behaupten, das Maultier, welches er gekauft, sei ein Esel. Gebt
Acht, wenn wir nur fest dabei verharren, so wird das Maultier bald
unser sein." — Da dieser Vorschlag auch den Übrigen gefiel, verteilten
sich alle Drei wie verabredet aus der Straße.
Als nun Scarpacifico vorüber kam, stellte sich einer der Spitzbuben,
als käme er einen andern Weg, als den vom Markt her, und sagte:
„Gottbehüte euch, mein Herr!" —
„Schönen Dank, mein Freund!“, erwiderte Jener.
„Wo kommt ihr her?“, fragte der Dieb.
„Vom Markt“, war die Antwort.
„Und was habt ihr Gutes da gekauft?“, fragte der Spitzbube weiter.
„Dieses Maultier."
„Welches Maultier?"
„Das, worauf ich reite“, entgegnete Scarpacifico.
„Sprecht ihr im Ernst oder treibt ihr euren Scherz mit mir?"
„Wie so?"
„Weil mir das nicht ein Maultier, sondern ein Esel zu sein scheint."
„Was, ein Esel?“, schrie Scarpacifico, und ritt, ohne ein Wort weiter
zu verlieren, seines Weges. Noch nicht zwei Bogenschüsse weiter, so
begegnete er dem zweiten Spießgesellen. „Guten Tag, mein Herr“, redete
dieser ihn an, „woher kommt ihr?"
„Vom Markt“, antwortete Scarpacifico.
„War dort billig zu kaufen?“, fragte der andere.
„Ei ja“, erwiderte Scarpacifico.
„Habt ihr auch einen guten Kauf gemacht?"
„Ich habe das Maultier gekauft, welches ihr hier seht."
„Ist es möglich?“, rief der Schelm, „das habt ihr für ein Maultier
gekauft?"
„Allerdings."
„Du lieber Himmel, es ist ja ein Esel!"
„Wie, ein Esel!“, wiederholte sich Scarpacifico; „wenn mir das noch
ein Einziger sagt, so mach' ich ihm ein Geschenk mit dem verwünschten
Tier."
AIs er so seinen Weg fortsetzte, kam ihm der dritte Gauner entgegen
und sprach ihn an: „Gott grüß' euch, mein Herr; kommt ihr vielleicht
vom Markte?"
„Ja wohl“, entgegnete Scarpacifico.
„Was habt ihr da Schönes gekauft?“, fragte der schelmische Gesell.
„Ich habe das Maultier gekauft, welches ihr hier seht."
„Wie, ein Maultier, sagt ihr das im Ernst oder habt ihr mich zum
Besten?"
„In allem Ernst“, sagte Scarpacifico, „es fällt mir nicht ein, zu
spaßen."
„O ihr armer Mann“, rief der Betrüger, „seht ihr denn nicht, dass das
ein Esel und kein Maultier ist? Das sind nichtswürdige Leute, die euch
so angeführt haben."
„Das haben mich vor kurzem schon zwei andere versichert“, sagte
Scarpacifico, „aber ich hab' es nicht glauben wollen." Damit stieg er
von dem Maultier herab und sprach: „Behaltet das Tier, ich mache euch
ein Geschenk damit." Der Spitzbube nahm es, dankte verbindlichst und
ritt zu seinen Gefährten, während Herr Scarpacifico feine Reise zu Fuß
fortsetzte.
Scarpacifico war kaum zu Hause angelangt, so erzählte er gleich seiner
Haushälterin, er habe ein Tier gekauft, in festem Glauben, dass es ein
Maultier sei, es sei aber ein Esel gewesen, und weil ihm das Mehrere,
denen er unterwegs begegnet, versichert hätten, habe er es zuletzt
verschenkt.
„O ihr einfältiger Mann“, rief Nina, „merkt ihr denn nicht, dass man
euch einen Streich gespielt hat? Wahrhaftig, ich hätte euch für
verschlagener gehalten, meiner Treu', mich hätten sie nicht so
anführen sollen!"
„Gib dich zufrieden“, entgegnete Herr Scarpacifico, „sie haben mir
einen Streich gespielt, ich will ihnen zwei spielen; denn ganz gewiss
werden diejenigen welche mich einmal so angeführt haben, sich mit dem
Esel nicht begnügen, sondern versuchen, ob sie mir nicht mit irgend
einer neuen List noch etwas aus den Händen locken können."
Nun wohnte in jenem Dorfe nicht weit von Scarpacificos Hause ein
Bauer, der hatte zwei Ziegen, die sich so ähnlich sahen, dass man sie
nicht von einander unterscheiden konnte, Scarpacifico kaufte sie alle
beide, bezahlte sie mit barem Gelde und hieß Nina am folgenden Tage
ein gutes Mittagsmahl zubereiten, weil er einige seiner Freunde zu
Gast bitten wolle. Er befahl ihr, Kalbfleisch zu kochen, die Hühner
und das Nierenstück zu braten, und gab ihr das nötige Gewürze, um ein
gutes Ragout und eine Torte nach ihrer Weise zu machen. Sodann nahm er
eine von den Ziegen, band sie an einen Zaun im Hofe, und gab ihr zu
fressen; der andern aber legte er einen Strick um den Hals und führte
sie auf den Markt.
Kaum war er dort angekommen, als die drei Herren des Esels ihn
augenblicklich entdeckten, an ihn heran kamen und sagten: „Schön
willkommen, Herr Scarpacifico, was führt euch hierher, wollt ihr
irgend etwas Schönes einkaufen?"
„Ich bin gekommen“, versetzte er, um Lebensmittel einzukaufen, weil
einige meiner Freunde heut Mittag bei mir essen werden, und es sollte
mich sehr erfreuen, wenn ihr mir ebenfalls diese Ehre erweisen
wolltet."
Die Spießgesellen nahmen diese Einladung bereitwillig an. Nachdem nun
Herr Scarpacifico alles eingekauft hatte, was er bedurfte, legte er
den ganzen Vorrat auf den Rücken der Ziege und sagte in Gegenwart der
drei Gauner zu der Ziege: „Geh' jetzt nach Hause und bestelle bei der
Nina, dass sie dies Kalbfleisch koche und dies Nierenstück und die
Hühner braten lasse; sage ihr auch, dass sie von diesem Gewürz ein
Ragout und eine gute Torte ganz nach ihrer Weise zubereite. Hast du
mich auch verstanden? Nun, so geh' mit Gott!"
Die mit den Lebensmitteln beladene Ziege sah sich nicht so bald in
Freiheit, als sie über Hals und Kopf fortlief, und man weiß bis
heutigen Tages nicht, in wessen Hände sie geraten ist. Scarpacifico
aber, die drei und einige andere seiner Freunde gingen noch eine
Zeitlang auf dem Markte umher und als es ihnen Zeit schien, begaben
sie sich nach Scarpacificos Wohnung.
Als sie in den Hof traten, bemerkten sie die Ziege, die an einen Zaun
gebunden das verzehrte Gras wiederkäuet?. Sie waren nicht wenig
erstaunt darüber, denn sie glaubten, es sei dies die nämliche Ziege,
welche Scarpacifico mit dem Vorrat beladen und nach Hause geschickt
hatte. Sie waren kaum in das Haus getreten, als Herr Scarpacifico zu
seiner Wirtschafterin sagte: „Nina, hast du getan, was ich dir durch
die Ziege bestellen ließ?" Das pfiffige Weib, die ihren Herrn sogleich
verstand, antwortete: „Ja wohl, ich habe die Hühner und das
Nierenstück gebraten und das Kalbfleisch kochen lassen."
„Nun, es ist gut so“, sagte Scarpacifico.
Die drei Gesellen, da sie den Braten, das Kochfleisch und die Torte am
Feuer sahen und die Worte der Nina hörten, gerieten außer sich vor
Verwunderung und fingen an unter sich zu ratschlagen, wie sie es
anstellen sollten, die Ziege in ihre Gewalt zu bekommen. Endlich gegen
Ende der Mahlzeit, nachdem sie vergebens auf eine List gesonnen
hatten, mit der sie den Scarpacifico auf gute Art um die Ziege
betrügen könnten, sagten sie zu ihm: „Mein werter Herr, diese Ziege
müsst ihr uns verkaufen."
Scarpacifico entgegnete, er tue dies allerdings nicht gern, weil man
den Werth dieses Tieres mit allem Gelde der Welt nicht bezahlen könne;
Indes, wenn sie sich's einmal in den Kopf gesetzt hätten, sie zu
haben, so wolle er sie um fünfzig Goldgulden ablassen.
Die Gauner, welche einen trefflichen Handel zu machen glaubten,
zahlten ihm ohne Weiteres die fünfzig Goldgulden hin. „Ich sage euch
aber“, bemerkte Scarpacifico, dass ihr euch nicht über mich beklagt,
wenn die Ziege anfänglich ihre Schuldigkeit noch nicht tut, denn in
den ersten Tagen, so lange sie mit euch noch nicht bekannt ist, könnt
ihr dies nicht von ihr verlangen."
Jene aber gaben ihm gar keine Antwort, gingen ganz vergnügt davon und
führten die Ziege nach Hause, wo sie zu ihren Frauen sagten: „Morgen
braucht ihr nicht eher das Mittagbrot zu kochen, als bis wir euch das
Nötige dazu nach Hause schicken."
Am andern Tage gingen sie auf den Markt, kauften Hühner und andere
Esswaren für den Mittagstisch und nachdem sie das Ganze auf den Rücken
der Ziege gepackt hatten, welche sie mit sich führten, sagten sie ihr
alles, was sie ihren Frauen bestellen sollte. Als die mit dem Vorrat
beladene Ziege sich in Freiheit sah, lief sie davon und machte sich so
weit aus dem Staube, dass sie nie wieder etwas von ihr zu Gesichte
bekamen.
Als die Stunde des Mittagessens herangekommen war, begaben sich alle
drei nach Hause und fragten ihre Frauen, ob nicht die Ziege mit den
Lebensmitteln angekommen sei und ob sie das getan hätten, was die
Ziege in ihrem Auftrag ihnen bestellt habe.
„O ihr Narren und Dummköpfe, die ihr seid“, riefen die Weiber, „wie
könnt ihr glauben, dass ein Tier eure Dienstmagd vorstellen könne? Man
wird euch schön betrogen haben! Natürlich weil ihr alle Tage andere
betrügt, so hat man euch wieder einen Streich gespielt und am Ende
seid ihr die Angeführten geblieben."
Als die Genossen merkten, dass Scarpacifico sie zum Besten gehabt und
sie um fünfzig Goldgulden gebracht habe, gerieten sie in so heftigen
Zorn, dass sie ihn umbringen wollten und nahmen sogleich ihre Waffen,
um ihn aufzusuchen.
Der schlaue Scarpacifico aber, der für sein Leben besorgt und in
beständiger Furcht war, die drei Gesellen, die er immer vor Augen
hatte, könnten ihm irgend etwas Schlimmes zufügen, sagte zu seiner
Haushälterin: „Nina, nimm diese Blase, welche mit Blut gefüllt ist,
und stecke sie unter deinen Mantel, denn, wenn jene Räuber kommen, so
will ich alle Schuld auf dich schieben, ich werde mich sehr
aufgebracht gegen dich stellen, mit dem Messer nach dir stoßen und die
Blase durchstechen, dann musst du auf die Erde hinfallen, als ob du
tot wärest; für das Übrige laß mich nur sorgen."
Kaum hatte Scarpacifico diese Worte gesagt, als die Räuber ankamen und
auf ihn zuliefen, um ihn zu töten.
„Meine Freunde“, rief ihnen Scarpacifico zu, „was ihr immer gegen mich
habt, ich bin außer aller Schuld; vielleicht hat diese meine
Haushälterin euch irgend eine Beleidigung zugefügt, von der ich nichts
weiß!" Und mit diesen Worten wendete er sich gegen Nina, nahm das
Messer, stieß nach ihr und durchstach die mit Blut gefüllte Blase. Die
Haushälterin, welche sich tot stellte, fiel nieder und das Blut floss
stromweise über den Boden.
Scarpacifico tat, als ob er bei dem Anblick dieses entsetzlichen
Vorfalls von Reue ergriffen werde und schrie mit lauter Stimme: „Ach,
ich Unglücklicher! was habe ich getan! wie ein Rasender hab' ich diese
Frau getötet, welche die Stütze meines Alters war! Wie werd' ich
länger ohne sie leben können!" Darauf nahm er eine Pfeife und blies
hinein und wie er eine Zeitlang geblasen hatte, sprang Nina munter und
gesund wieder in die Höhe.
Die Gauner gerieten hierüber in noch größere Verwunderung als früher,
vergaßen allen Zorn, kauften die Pfeife um zweihundert Goldgulden und
kehrten ganz vergnügt nach Hause zurück.
Nicht lange Indes, so zankte sich einer von ihnen mit seiner Frau und
in der Wut stieß er ihr ein Messer in die Brust, so dass sie tot zur
Erde fiel. Der Mann nahm die Pfeife, welche Scarpacifico ihnen
verkauft hatte und blies aus allen Kräften, in der Hoffnung, sie
wieder ins Leben zu rufen. Aber er blies vergebens, denn ihre arme
Seele war bereits in ein anderes Leben hinübergegangen.
Als der eine von seinen Gefährten dies vernahm, sagte er: „Dummkopf
du, du hast es nicht recht gemacht, lass mich's einmal versuchen!" Und
damit nahm er seine Frau bei den Haaren, schnitt ihr mit einem
Rasiermesser die Kehle ab, nahm dann die Pfeife und blies nach allen
Kräften, aber er konnte sie nicht wieder lebendig machen. Ebenso tat
auch der Dritte, so dass sie nun alle Drei ohne Weiber waren. Voller
Wut rannten sie nach dem Hause Scarpacificos, ließen sich durch keine
Entgegnungen und Ausreden zurückhalten, sondern nahmen ihn und
steckten ihn in einen Sack, um ihn in dem nahen Fluss zu ertränken.
Auf dem Wege dahin setzte sie plötzlich irgend ein Geräusch in
Schrecken, so dass sie den Sack mit Scarpacifico in Stich ließen und
sich davon machten.
Bald darauf kam zufällig ein Schäfer mit seiner Herde vorüber, und
während er langsam hinter den Schafen einherging, welche sich an dem
fetten Grase ergötzten, hörte er eine klägliche Stimme: „sie wollen
sie mir durchaus geben und ich will sie nicht, denn ich bin zu alt,
ich kann sie nicht nehmen." Der Schäfer war ganz verwundert, er konnte
nicht begreifen, woher diese Worte kämen, welche einige Mal wiederholt
wurden, und wandte sich bald da, bald dorthin. Endlich erblickte er
den Sack, in welchem sich Scarpacifico befand, ging hinzu und während
jener immer dieselbe Klage wiederholte und laut jammerte, band er den
Sack auf und fand den Scarpacifico, welchen er fragte, weshalb man ihn
hier in diesen Sack gebunden habe.
Scarpacifico antwortete ihm, der Herr des Landes habe ihm durchaus
eine seiner Töchter zur Frau geben wollen, allein er habe sie
ausgeschlagen, weil er zu alt und zu hinfällig sei. Der arme Schäfer,
welcher seinen Worten vollkommen Glauben schenkte, fragte ihn: „Glaubt
ihr wohl, dass der Herr mir sie geben würde?"
„Ich glaube gewiss“, antwortete Scarpacifico, „wenn du, wie ich, in
diesen Sack gebunden wärest. Darauf steckte er den einfältigen Hirten
auf seine Bitte in den Sack, band ihn fest zu und trieb die Schafe
weit fort.
Es war noch keine Stunde vergangen, siehe da, so kamen die drei
Schelme zu dem Ort zurück, wo sie den Scarpacifico im Sack gelassen
hatten, und ohne weiter hineinzusehen, nahmen sie den Sack auf die
Schultern und warfen ihn in den Fluss. So endigte also der arme
Schäfer anstatt Scarpacificos jämmerlich fein Leben.
Jene, mit ihrer Rache zufrieden, machten sich nun auf den Weg nach
Hause; da bemerkten sie eine Schafherde, die nicht weit von ihnen
weidete. Sie hätten gern einige Lämmer davon gestohlen und näherten
sich der Herde, — wie erstaunten sie aber, Herrn Scarpacifico, den sie
im Fluß ertrunken meinten, als den Hirten derselben zu finden. Sie
fragten ihn, wie er es denn angefangen habe, aus dem Fluss zu kommen,
worauf er ihnen zur Antwort gab: „Geht nur, ihr seid nichts weiter als
dickköpfige Esel, ohne Verstand. Wenn ihr mich noch so viel tiefer
hineingeworfen hättet, so wäre ich mit zehnmal so viel Schafen wieder
zurückgekehrt."
Als die Drei dies hörten, sagten sie zu ihm: „O mein Herr, möchtet ihr
uns wohl die Liebe erweisen, uns in Säcke zu stecken und in den Fluss
zu werfen, damit wir aus Dieben Besitzer von Schafherden würden?"
„Ich bin bereit“, sagte Scarpacifico, „zu tun, was euch gefällt; es
gibt nichts auf der Welt, was ich nicht aus Liebe zu euch täte." Und
damit nahm er drei tüchtige Säcke von starkem Zwillich, steckte jene
hinein, band sie so fest zu, dass sie sich nicht wieder losmachen
konnten und warf sie in den Fluss. Also fuhren die Seelen der drei
Schelme zur Hölle, aus welcher sie gekommen waren. Herr Scarpacifico
aber kehrte reich an Geld und Schafen nach Hause zurück zu seiner
treuen Nina und lebte noch manches Jahr fröhlich und guter Dinge.
Märchen der Welt, nach einer Übersetzung von Dr. Kletke, 1846, mit angepasster Schreibweise.