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Der giute Kauf - Märchen von Simrock
Der giute Kauf
Ein Mann hatte neben seiner rechtmäßigen Frau noch zwei Freundinnen. Nun wollte
er eines Tags in Handelsgeschäften auf einen Jahrmarkt. Da ging er zu der ersten
Freundin und fragte, was er ihr mitbringen sollte. Sie bat ihn, ihr einen guten
Zobelpelz zu kaufen. Daraus ging er zu der andern: Die wollte feines Zeug zu
einem neuen Kleide mitgebracht haben. Zuletzt fragte er auch seine Frau, was er
ihr mitbringen sollte. Da sagte sie: Bringe mir für zwei Weißpfennige Sinn und
Verstand mit, damit ich dich deinen Torheiten abwendig mache. Als er nun auf den
Markt kam und seine Geschäfte besorgt waren, kaufte er seinen Freundinnen, was
sie begehrt hatten; Sinn und Verstand aber konnte er nicht kaufen, weil sie
nicht feil (angeboten wurden) waren.
Er zog aber seinen Wirt zu Rat und erzählte ihm, wie er seiner Frau versprochen
hätte, für zwei Weißpfennige Sinn und Verstand mitzubringen, damit sie ihn
seinen Torheiten abwendig machte. Er erzählte ihm auch, was er sonst noch
eingekauft hätte. Sinn und Verstand, versetzte der Wirt, will Ich euch
verkaufen: Gebt M i r die drei Weißpfennige.
Er erhielt sie und sprach: Wenn ihr heimkommt, so nehmt einen Hahn, schlachtet
ihn und bestreicht euch das Gesicht mit seinem Blut, zieht dann alte schlechte
Kleider an und geht zu dem Hause eurer ersten Freundin und sagt, ihr wärt
verwundet und beraubt worden und hättet Hab und Gut verloren.
Daraus geht auch zu der andern Freundin und zuletzt zu eurer Frau und sagt ihnen
dasselbe. Und also tat er. Als er in die Wohnung der ersten Freundin kam, fing
er jämmerlich an zu heulen und sagte, er habe alles verloren was er je besessen,
und sei schwer verwundet kaum mit dem Leben davongekommen. Als die falsche
Freundin hörte, dass er ein armer Mann geworden sei, wies sie ihm die Türe und
sagte: Scher dich hinaus, Elender, und geh zu deiner Frau: Was hab ich mit dir
zu schaffen?
Daraus ging er zu der zweiten Freundin und sprach zu ihr wie er zu der Ersten
gesprochen hatte und erhielt von ihr denselben Bescheid. Hierauf ging er zu
seiner Frau und sagte ihr dasselbe, was er seinen Freundinnen gesagt hatte. Da
umarmte sie ihn mitleidig und sagte: Sei guten Muts: Deine Wunden heile ich dir
und sind Hab und Gut verloren, so wollen wir neues zusammen erwerben.
Als der Mann ihre Güte und Treue sah, gestand er ihr, dass er nur auf den Rat
seines Wirtes so zu ihr gesprochen und nun die Falschheit seiner Freundinnen
erkannt habe. Und fortan wollte er ihr allein anhängen, da sie allein ihn
wahrhaft liebe. Da schenkte er ihr alles, was für seine Freundinnen bestimmt
war, und hatte nun Sinn und Verstand erlangt und für drei Weißpfennige einen
guten Kauf getan.
Deutsche Märchen, Karl Simrock - 1864, mit angepasster Schreibweise.